Letzte Woche habe ich die Gelegenheit genutzt, meine im Juli begonnene Elbetour zu Ende zu paddeln. Also hieß es, nach Tangermünde zurückzukehren und dort für die dritte Etappe einzusetzen.
Für den ersten Tag waren Dauerregen und Unwetter angesagt, aber ich wollte das nicht glauben.
Leider kam es dann tatsächlich aber genau so. Ich bin trotzdem über 40 km weit gepaddelt und dann an der Havelmündung ans Ufer gesetzt, knapp bevor das Naturschutzgebiet beginnt. Ob sich bei dem Wetter ein Ranger herausgetraut hätte, um das zu kontrollieren, ist aber wohl eher zweifelhaft.
Im strömenden Regen habe ich zuerst nur den Carbon Tree mit dem Tarp aufgestellt, dann meine Sachen drunter bugsiert und schließlich die Hängematte aufgehängt. Dann hörte der Regen auf, es war aber so ziemlich alles klatschnass - bis auf den Schlafsack.
Unter den habe ich mich dann zähneklappernd verkrümelt, denn es war empfindlich kalt geworden. Ohne Abendessen und lange vor Sonnenuntergang bin ich erschöpft eingeschlafen und war erst bei Sonnenaufgang am nächsten Morgen wieder mit der Welt versöhnt.
Über Wittenberge bin ich am Folgetag bis nach Schnackenburg gekommen, dem ersten Ort in Niedersachsen.
Auf diesem Aussichtsturm habe ich im Sommer 1989 schon mal gestanden - am gegenüberliegenden Elbufer befanden sich damals noch die DDR-Grenzanlagen, von denen heute noch einige Türme übrig geblieben sind.
Einige Kilometer weiter fand ich unterhalb eines rechtwinkligen Knicks der Elbe ("Böser Ort") einen ganz schönen Schlafplatz, an dem noch lange am Abend die Kraniche zu hören waren.
Am nächsten Morgen setzte sich die Sonne erst langsam gegen den Nebel durch. Und wieder war alles klatschnass - diesmal vom Tau.
Tagsüber herrschte dann ruhiges, sonniges Herbstwetter, fast ohne Wind, der, anderen Schilderungen zufolge, auf diesem Abschnitt das Vorwärtskommen oft erschwert.
Die Temperaturen ließen sogar noch ein Nachmittagspäuschen ohne Isomatte zu.
Die letzte Übernachtung wollte ich unbedingt noch einmal zwischen Bäumen verbringen. Dabei bemerkte ich zu spät, dass ich auf einer weiträumig eingezäunten Schafweide untergekommen war. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, standen die Schafe an ihrer Tränke am Ufer blöde glotzend um mich herum. Weniger entspannt waren die Hütehunde, die, nachdem sie mich bemerkten, ein infernalisches Gekläff begannen, sodass ich ohne Frühstück zusammenpacken und aufs Wasser flüchten musste.
Vom Schäfer war bei meinem Aufbruch weit und breit nichts zu sehen, hier noch ein Blick zurück.
Dem frühen Aufbruch zufolge bin ich schon mittags in Lauenburg angekommen und habe hier die Tour beendet. Zwar hätte ich gerne noch die Elbphilharmonie vom Paddelboot aus gesehen, aber die folgenden 50 Kilometer bis dahin wären landschaftlich eher unattraktiv gewesen, sodass ich den bis hierher gesammelten Eindrücken der Weite, Einsamkeit und Urwüchsigkeit dieser Flusslandschaft einen Schlusspunkt setzen wollte.
In Lauenburg kann man nur 300 m vom Bahnhof direkt an der Elbe in Ruhe abbauen.
Mein Fazit dieser Tour: 11 Tage, 575 km, etwa eine Viertelmillion Paddelschläge (ich habe das tatsächlich nicht nur geschätzt, sondern mit Hilfe der Kilometrierung festgestellt, dass ich zwischen 380 und 470 Schläge pro Km brauche) und ein Vielzahl von Naturerfahrungen, die mir diesen Teil Deutschlands anschaulich gemacht haben. Das wird nicht meine letzte Flusstour gewesen sein. Und jede Übernachtung hat in der Hängematte stattgefunden! Das war aber nur mit Gestell möglich.