Letzte Woche habe ich mir eine kleine Auszeit genehmigt und bin vier Tage von Bad Schandau bis nach Wittenberg die Elbe heruntergepaddelt.
Die Einsatzstelle liegt nur wenige Meter unterhalb der Bahnstation und ist leicht zugänglich.
Die ersten anderthalb Tage begleitete mich ein Freund, der im Packraft unterwegs war.
Der Vergleich der Bootsformen lässt erkennen, dass wir geschwindigkeitsmäßig nicht ganz auf einer Wellenlänge unterwegs waren. Dazu kam, dass nahezu auf der gesamten Tour konstanter Gegenwind aus Nordwest herrschte, dem ein Packraft erheblich mehr Angriffsfläche bietet.
Die erste Übernachtungsstelle haben wir uns kurz oberhalb von Dresden gesucht. Mir war klar, dass es mit Bäumen schwierig werden könnte, deshalb habe ich mich entschlossen, den Carbon Tree mitzunehmen. Damit war gewährleistet, dass ich immer in der Hängematte würde schlafen können.
Die gesamte erste Nacht regnete es, aber ich blieb, trotz luftiger Bedachung, trocken.
Pillnitz kommt in Sicht...
... und kurz darauf das Blaue Wunder, das anscheinend gerade neu gestrichen wird.
Nach Dresden schlief vorübergehend der Wind ein und man konnte sich auch mal treiben lassen.
Der Meißner Dom. Hier war der Wind schon wieder stärker, was man an den entgegenkommenden Wellen sieht.
Kurz darauf habe ich mir einen Schlafplatz gesucht.
Nach einem verregneten Tag gab es sogar noch einen Sonnenuntergang ...
... und auch der nächste Tag begann zunächst freundlich.
Diesbar-Seusslitz, das nördlichste Weinanbaugebiet der Welt (wenn das Wetter so bleibt, wird dieser Jahrgang wohl noch saurer als üblich).
Das Siliziumwerk in Nünchritz, der größte Chemiebetrieb in Sachsen.
In Riesa kann man verfallene Uferanlagen erkennen, die darauf hindeuten, dass es auf der Elbe mal eine rege Flussschifffahrt gegeben hat. Davon ist heute aber rein gar nichts mehr übriggeblieben. Abgesehen von ein paar Schiffen der Weißen Flotte zwischen Meißen und dem Elbsandsteingebirge kam ich mir während der vier Tage vor wie auf dem Yukon. Es gibt so gut wie keinen Schiffsverkehr mehr, was daran liegt, dass die Elbe nur noch 50 cm Wasser führt. Für Wasserwanderer ist das ein Traum!
Der letzte Einkaufsstopp war für mich in Strehla. An Ausstiegsstellen für Paddler hat man hier offenbar nicht gedacht.
Hinter Torgau beziehe ich nach 69 Tageskilometern meinen letzten Übernachtungsplatz. Das während der Fahrt auf dem Heck montierte Solarpanel hat übrigens - trotz meist bedeckten Himmels - locker gereicht, um die Stromversorgung sicher zu stellen.
Einsame Weite und völlig Stille - bis plötzlich mitten in der Nacht Wind aufkam und schlagartig alle Tarpheringe rausriss. Ich musste dann fluchend im Dunkeln meine Schuhe und zwei Bierflaschen vergraben, um daran die Abspannschnüre befestigen zu können. Das hat gehalten - aber von den dünnen Titanheringen habe ich keinen einzigen wiedergefunden...
Am letzten Tag ging es auf einem weitgehend zivilisationsfernen Abschnitt bis Wittenberg - der angepeilten Bahnstation.
Unterwegs viel unberührte Natur - und jede Menge Gegenwind. Was denkt ihr übrigens, ist der weit verbreitetste Vogel an der Mittelelbe? Die Stockente, das Blässhuhn, der Schwan? Nein es ist die Nilgans, wie mir meine App "Merlin Bird ID" klar gemacht hat.
Nach 213 km (minus 10 für die Strecke von der tschechischen Grenze bis Bad Schandau) bin ich gerade noch rechtzeitig in Wittenberg angekommen, um den 19:00 Uhr Zug nach Berlin zu kriegen.
Mein Fazit: Wer Natururlaub in Deutschland machen möchte, ist auf der Elbe genau richtig. Ich werde jedenfalls diese Tour fortsetzen, sobald es meine Zeit erlaubt!