Da ich mir die Anreise zum Urlaubsort ins Allgäu per Fahrrad bei den aktuellen klimatischen Bedingungen doch nicht zugetraut habe, fand sich die Gelegenheit, die Elbe-Tour fortzusetzen. Also hieß es, nach Wittenberg zurückzukehren und dort wieder einzusetzen.
Umständehalber bin ich erst abends losgekommen, sodass das Boot nicht vor 18:00 aufgebaut war.
Aber es ließen sich bis zur Dämmerung noch locker 22 km zurücklegen.
Untergekommen in ich dann im Kanuverein Coswig, der neben kühlen Getränken eine gemähte Wiese am Flussufer zur Verfügung gestellt hat. Und wie man sieht, bin ich davon abgekommen, ein Zelt mitzunehmen. Die Erfahrung wäre im wahrsten Sinne des Wortes doch zu erniedrigend gewesen.
Da für den Folgetag 38° C ansagt waren, bin ich schon kurz nach Sonnenaufgang aufgebrochen.
Ein frühes Mittagessen konnte ich im neu (!) eröffneten Fährhaus Barby einnehmen. Deprimierenderweise hat sich die Speisekarte dort seit 1989 nicht groß geändert.
Für Entschädigung sorgte aber die fast unberührt scheinende Natur auf den folgenden Flusskilometern.
Ein flussnaher Hängeplatz ließ sich am Ende des Tages erstmals auch ohne Hängemattenständer finden.
Eine typische Einrichtung auf der Elbe sind die sogenannten Gierfähren, die von der Strömung getrieben werden und keinen eigenen Motor besitzen. Sie haben eine Liegeseite und dürfen eigentlich nur auf der anderen Seite umfahren werden. Ich habe mir mal einen Anschiss des Fährmannes eingehandelt, weil ich aus der Ferne den aktuellen Pendelbetrieb kalkuliert habe (und zwar richtig) und dann auf der falschen Seite durchgerutscht bin, um nicht warten zu müssen.
Am Ende des zweiten (oder insgesamt sechsten) Paddeltages erreichte ich abends Magdeburg. Unten liegt mein Boot, oben bei den Schirmen genehmigte ich mir nach 60 Tageskilometern eine Stärkung.
Und auch einen Rundgang um die älteste gotische Kathedrale in Deutschland ließ ich mir nicht nehmen, auch wenn die Paradiespforte mit den Bildnissen der klugen und törichten Jungfrauen, denen Magdeburg seinen Namen verdankt, leider nicht zu besichtigen war.
Beim Verlassen Magdeburgs habe ich übrigens gesehen - wie vorher schon in Meißen, Riesa, Torgau und Dessau - auf welche Weise man in Deutschland 2022 Urlaub macht. Am Flussufer der Elbe reihen sich endlose Kolonnen von Wohnmobilen.
Selbst übernachtet habe ich dann etwas abgeschiedener ein paar Flusskilometer stromab neben einer Baumruine mit echtem Horrorgesicht.
So sah der Spot von draußen aus.
Und so von drinnen. Man bedenke: 90 % des Bildes sind durchs Moskitonetz oder die Hängematte fotografiert.
Und wieder konnte ich zwischen Bäumen abspannen.
Auf der vorläufig letzten Etappe bin ich bis km 388 nach Tangermünde gepaddelt - diese Stadt mutet schon von Ferne an wie ein Traum aus der Zeit der Backsteingotik.
Hier ließ sich gut aussetzen und bis zum Bahnhof waren es nur wenige hundert Meter.
Ich hoffe, im Herbst die Tour fortsetzen zu können!